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Chronisch-entzündliche Hauterkrankung

In Deutschland leiden geschätzt fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung an der chronischen Hautkrankheit Rosazea. Typische Krankheitszeichen sind anhaltende Rötungen sowie entzündliche Knötchen und Eiterbläschen im Gesicht. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Welche Ursachen hinter dieser Hauterkrankung stecken, weiß man immer noch nicht genau.

Rosazea – der Name passt zum Krankheitsbild. Die entzündliche Hauterkrankung ruft eine anhaltende und deutliche Rötung hervor, und das für jeden gut sichtbar im Gesicht.

Fakten zu Rosazea
  • Rosazea ist eine häufige, chronisch-entzündliche, nicht ansteckende Hauterkrankung.
  • Die Zahl der Erkrankten lässt sich nur schätzen, da Rosazea oft nicht als Krankheit erkannt und behandelt wird. Laut einer Auswertung weltweiter Studien sind etwa 5,41 Prozent der Frauen und 3,9 Prozent der Männer betroffen.
  • Rosazea tritt meist im 3. oder 4. Lebensjahrzehnt auf, wobei der Beginn der Erkrankung bei Frauen früher (ca. ab 35. Lebensjahr) ist als bei Männern (ca. ab 50. Lebensjahr).
  • Ein Rosazeaschub wird häufig durch äußere Faktoren (Trigger) ausgelöst, die individuell sehr verschieden sein können. Begünstigt wird die Erkrankung generell durch alles, was zu einer verstärkten Hautdurchblutung führt.
  • Mögliche Triggerfaktoren für Rosazea sind:
    • UV-Strahlung
    • Temperaturreize (heißes/sehr kaltes Wetter, heißes Bad, plötzliche Temperaturwechsel)
    • Wind
    • emotionaler Stress, Aufregung
    • scharfe Speisen, bestimmte Lebensmittel (Senföl, Knoblauchöl)
    • Alkohol
    • Sport, körperliche Anstrengung
    • bestimmte Kosmetika, Hautpflegeprodukte, Salben
    • Medikamente

Quelle: S2k-Leitlinie Rosazea (AWMF-Registernr. 013- 065). 2022; Link: https://register.awmf.org/assets/ guidelines/013-065l_S2k_Rosazea_2022-02.pdf

Wenn unsere Gesichtshaut gelegentlich errötet, so hat dies in den meisten Fällen eine leicht erkennbare Ursache. Äußere Reize wie beispielsweise starke Temperaturunterschiede, Wind, körperliche Anstrengung oder auch emotionaler Stress führen dazu, dass die Haut in diesen Momenten besonders stark durchblutet ist. Sobald der Reiz nachlässt, reguliert sich normalerweise der Blutfluss und damit klingt auch die Rötung ab. Dieser Ablauf ist bei Patienten mit Rosazea gestört. Die Hautrötung, das sogenannte Flush-Symptom, bleibt. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können weitere Symptome auftreten. Bei vielen Patienten kommt es infolge der verstärkten Durchblutung der Gesichtshaut zu einer dauerhaften Erweiterung der oberflächlich gelegenen kleinen Blutgefäße. Bevorzugt auf den mittleren Gesichtspartien, rund um die Nase und auf den Wangen, zeichnen sich die stark erweiterten Äderchen als sichtbare feine, rote Linien ab. Dieses Phänomen wird medizinisch als Teleangiektasien bezeichnet.

Außerdem entwickeln sich bei vielen Betroffenen immer wieder entzündliche Pusteln, Knötchen und Papeln. Auch eine Hautverdickung und Gewebewucherungen sind möglich. Die Haut ist extrem grobporig und sichtbar verdickt. Schlimmstenfalls bildet sich ein deutlicher Hautwulst, ein sogenanntes Phym, aus. Dies geschieht meist im Bereich der Nase (Rhinophym). Das Ergebnis ist eine rote „Knollennase“, die sich nicht mehr von alleine zurückbildet.

Bei manchen Patienten sind neben der Gesichtshaut auch die Augen betroffen. Die Entzündungen der Augenlidränder, der Bindehäute oder auch der Hornhaut machen sich durch ein Fremdkörpergefühl, Brennen, Schmerzen und Lichtempfindlichkeit der Augen bemerkbar.

Hintergrund der Erkrankung

Wie bei vielen chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen sind auch bei Rosazea die medizinischen Ursachen bislang nicht im Detail bekannt. Es spielen auf jeden Fall mehrere Faktoren zusammen, u. a. Fehlreaktionen des Immunsystems, eine gestörte Regulation von Nervenreizen und veränderte Reaktionen der Blutgefäße. Außerdem weiß man, dass es eine erbliche Veranlagung für Rosazea gibt.

Ebenfalls bekannt ist, dass es eine Reihe von Auslösern (Triggern) gibt, die einen Krankheitsschub hervorrufen können. Dazu gehören Sonne, Temperaturreize (heißes Bad, Sauna, Kälte, plötzliche Temperaturwechsel), Stress, scharfe Speisen, heiße Getränke, Sport, körperliche Anstrengung und Alkohol.

Grundregeln der Hautpflege

Hautreinigung

  • Verwenden Sie milde, seifenfreie Produkte.
  • Waschen Sie Ihr Gesicht weder mit heißem noch kaltem, sondern lauwarmem Wasser.
  • Verwenden Sie kein alkoholhaltiges Gesichtswasser.
  • Verzichten Sie auf Hautpeelings.
  • Trocknen Sie die empfindliche Haut nach der Reinigung sehr vorsichtig ab.

Hautpflege

  • Empfehlenswert sind Pflegeprodukte, die einen hohen Wasseranteil und nur einen geringen Fett-/Ölanteil besitzen.
  • Verwenden Sie möglichst Pflegeprodukte ohne Parfüm- und Konservierungsstoffe.

Sonnenschutz bei Rosazea

  • Meiden Sie direkte Sonnenbestrahlung.
  • Schützen Sie Ihr Gesicht mit einem breitkrempigen Sonnenhut oder einer Kappe vor Strahlung und Überhitzung.
  • Cremen Sie die Haut, bevor Sie in die Sonne gehen, mit Sonnencreme ein.
  • Die Sonnencreme sollte einen hohen Lichtschutzfaktor (LSF 30 bis 50+) haben und für empfindliche Haut geeignet sein.
  • Tragen Sie in der Sonne immer eine Sonnenbrille.
Behandlung

Solange man nicht genau weiß, wodurch die Fehlregulationen im Körper verursacht werden, gibt es keine Ansatzpunkte, um in den krankhaften Prozess einzugreifen. Folglich ist Rosazea derzeit nicht heilbar. Allerdings können die Symptome gelindert oder zum Abklingen gebracht werden. Zudem trägt eine frühe Behandlung dazu bei, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Daher sollten Sie, wenn Sie an häufigen und ungewöhnlichen Hautrötungen leiden, einen Hautarzt aufsuchen. Dieser kann eine genaue Diagnose stellen. Handelt es sich um Rosazea, wird er mit Ihnen besprechen, welche Behandlungsmöglichkeiten für Sie infrage kommen. Außerdem wird er Ihnen Hinweise zum Umgang mit der Erkrankung und zur Pflege der Haut geben.

Eine wichtige Maßnahme erklärt sich von selbst: Wenn Sie wissen, welche Triggerfaktoren bei Ihnen die Rosazea anfachen, dann gilt es, diese möglichst zu meiden. Hilfreich kann hier ein Rosazeatagebuch sein, um Auslösern auf die Spur zu kommen und neuen Schüben vorzubeugen. Da UV-Strahlung nachweislich Rosazeasymptome auslöst, sind Sonnenbäder auf jeden Fall tabu. Der gewissenhafte Sonnenschutz ist unerlässlich (s. Infokasten). Bezüglich der Ernährung gibt es keine spezielle Diät, allerdings sind durchblutungsfördernde Speisen und Getränke mit Vorsicht zu genießen. Dazu gehören scharfe Gewürze, heißes Essen und heiße Getränke sowie Alkohol. Möglicherweise gibt es auch ein Lebensmittel, auf das Sie mit Hautrötung reagieren.

Für die medikamentöse Symptombehandlung stehen antientzündliche Arzneimittel mit unterschiedlichen Wirkstoffen, Wirkstoffkonzentrationen und Zubereitungsformen zur Verfügung. Der Arzt wird Präparate und Therapieform entsprechend Ihrem akuten Krankheitsbild auswählen.

Haben Sie eine leicht bis mittelschwer ausgeprägte Rosazea, so erfolgt zunächst eine äußerliche lokale Behandlung (topische Therapie). Dazu wird Ihnen der Arzt eine wirkstoffhaltige Creme, Lotion, Mikroemulsion oder ein Gel verschreiben. Das Präparat, das Sie in der Regel 1- bis 2-mal täglich auf die betroffenen Hautstellen auftragen müssen, soll die Entzündung stoppen und dafür sorgen, dass sich die Haut beruhigt. Führt diese Therapieform nicht zum gewünschten Erfolg oder ist die Rosazea so schwerwiegend, dass die Haut z. B. verdickt ist, sich Hautwucherungen ausbilden oder die Augen beteiligt sind, wird der Arzt Tabletten verordnen. Häufig geschieht dies in Kombination mit einer topischen Therapie. Der Nachteil von Tabletten: Sie wirken systemisch, das heißt, anders als Cremes oder Salben erreichen die Wirkstoffe nicht lokal nur die betroffene Hautstelle, sondern sie werden vom Blut aufgenommen und über den Blutkreislauf verteilt.

Aus diesem Grund besteht bei einer systemischen Therapie ein höheres Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen. Der Arzt wird dies im Blick haben und bei der Wahl des Medikaments auch Ihren allgemeinen Gesundheitszustand berücksichtigen.

Um die zum Teil entstellenden Merkmale der Rosazea wie die auffallend roten Äderchen oder Gewebsvermehrungen rund um die Nase zu entfernen, kann eine Laserbehandlung oder ein operativer Eingriff infrage kommen. Die roten Äderchen lassen sich heutzutage relativ problemlos mit einem Laser beseitigen. Mittels eines Lasers können auch Hautverdickungen vorsichtig abgeschliffen beziehungsweise abgeschält werden. Dies ist auch mit Hilfe von chirurgischen Verfahren (Dermabrasion oder Dermashaving) möglich.

Dermokosmetik – Hautpflege

Neben den medizinischen Behandlungsmöglichkeiten spielt die Hautpflege eine wichtige Rolle. Zu den Grundregeln gehören eine schonende Hautreinigung und eine dem Hautzustand angepasste Pflege (s. Kasten). Viele Betroffene haben verständlicherweise das Bedürfnis, die roten Hautstellen mit Kosmetik abzudecken. Dagegen ist nichts einzuwenden. Ganz gleich, welches Kosmetikprodukt Sie verwenden, achten Sie immer darauf, wie Ihre Haut reagiert. Wichtig ist, dass Sie das Make-up schonend entfernen können. Meistens sind leichte Puder oder Cremes besser geeignet als schwere, fetthaltige Kosmetika.

Leben mit der Erkrankung

Wenn bei Ihnen Rosazea diagnostiziert wurde, wird Sie diese Erkrankung Ihr Leben lang begleiten. D. h., trotz zunächst erfolgreicher Therapie und gewissenhafter Hautpflege kann sie jederzeit wieder aufblühen. Sie werden also lernen müssen, mit Rosazea umzugehen. Dazu gehört möglicherweise auch, neugierige, mitunter sogar ablehnende Blicke zu erwidern. Manchmal hilft es dann, wenn man offensiv mit der Erkrankung umgeht. Klären Sie Ihre Mitmenschen über Ihre Erkrankung auf. Teilen Sie ihnen mit, dass Rosazea nicht ansteckend ist, und räumen Sie mit Missverständnissen auf. Bei Rosazea handelt es sich weder um Akne noch um Sonnenbrand – und mit übermäßigem Alkoholkonsum haben die roten Äderchen und die Knollennase auch nichts zu tun.

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